Nordisland - Schwarze Strände, Wasserfälle und Robben
Ein Reisebericht vom September 2025.
TRAVELING
Mitte September dieses Jahres habe ich mit ein paar Freunden beschlossen, auf Reise zu gehen. Für die beiden war es das erste Mal auf der wunderschönen Insel Island, für mich bereits das zweite Mal. In einem älteren Post beschreibe ich meine Erlebnisse und Erkenntnisse rund um den südlichen bis mittigen Teil Islands. Kurz gesagt: Es war ein einzigartiges Erlebnis!
Ob der nördliche Teil Islands auch so mithalten konnte wie meine Reise zuvor, erfährst du in den nächsten 10 Minuten.
Anreise
Der erste Tag verlief schon mal überhaupt nicht nach Plan, denn schon in der Icelandair-App hieß es, dass wir zwei Tage früher oder später abreisen müssen. Probleme mit der Airline blieben also auch hier nicht aus – wir entschieden uns für eine frühere Abreise. Dennoch hatten wir die Möglichkeit, den Norden Islands in vier Tagen zu entdecken. Die Koffer gepackt, den Rucksack aufgesetzt, und ab ging es in den Flieger. Nach ungefähr drei Stunden Flugzeit erschien am Horizont wieder das allseits bekannte Gesicht: die Insel aus Feuer und Eis. Riesige Flüsse und gewaltige Berge prägten die Landschaft.
Unten angekommen, warteten wir vergeblich auf unseren Koffer, denn dieser wurde – wie einige andere Koffer – leider nicht transportiert. Der Fehler lässt sich vermutlich auf den Cyberangriff des Berliner Flughafens zurückführen.
Für uns gab es nun jedoch einige Probleme: der eine in Shorts und Flip-Flops, der andere ohne warme Jacke – und auch die Wechselsachen und Hygieneartikel fehlten. Wir mussten uns also durch die eisige Kälte mit dem kämpfen, was wir hatten. Ein ziemlich verrückter Start in den Urlaub, wenn ihr mich fragt.
Wenig später holten wir uns einen Mietwagen und fuhren in absoluter Dunkelheit direkt nach Blönduós. Auch hier möchte ich die Empfehlung aussprechen, unbedingt ein Auto mit 4x4 (Allrad) zu buchen, weil die Straßen Islands nicht immer gepflastert sind und einige Umwege über schotterige Pisten führen. Unsere ersten Nächte verbrachten wir im Húnafellir Guesthouse, welches sehr zu empfehlen ist: freundliches Personal, viele Reisende zum Kennenlernen und ein Außenbereich mit Whirl- und Swimmingpool.
Der erste Tag
Der Hunger hat uns früh am Morgen aus den Betten geholt, und es war Zeit, etwas zu frühstücken. Den Tag zuvor waren wir bereits die ersten Kleinigkeiten einkaufen. Was uns als günstigste Option erschien, waren Pesto-Nudeln, Cornflakes, Brot und Ei. Daraus bestanden zu 80 % unsere Mahlzeiten über den Tag verteilt. Ja, ich weiß – ziemlich eintönig –, aber wer auf Island mehr „Luxus“ genießen möchte, zahlt hier mindestens dreifach so viel wie in Deutschland. Dementsprechend solltest du die Verpflegungskosten definitiv mit in dein Budget einplanen!
Nach einer kleinen Stärkung am Morgen setzten wir uns das heutige Reiseziel Richtung Osten nach Akureyri, um uns wärmere Kleidung und Pflegeartikel zu kaufen. Es ist nämlich selten, außerhalb der Großstädte geeignete Läden für solche Bedarfe zu finden. Auf dem Weg nach Akureyri kamen wir an unserem ersten Zwischenstopp an: dem Goðafoss. Goðafoss bedeutet auf Isländisch „Wasserfall der Götter“ und zählt zu den bekanntesten und schönsten Wasserfällen Islands. Der Name stammt einer Sage zufolge aus dem Jahr 1000 n. Chr., also zu jener Zeit, als Island offiziell das Christentum annahm. Der damalige Gesetzessprecher soll nach der Entscheidung des Wechsels zum Christentum seine Götterfiguren der alten Götter wie Thor und Odin in den Wasserfall geworfen haben – als Symbol zur Abkehr vom Heidentum.
Das Besondere an diesem Wasserfall ist die halbkreisförmige Form, die besonders bei Sonnenuntergängen und den Polarlichtern eine wunderschöne Wirkung hat.
Witzig war der Moment, als wir uns den Wasserfall von unten angesehen haben und eine Frau uns ansprach: „Na, haben Sie Ihr Gepäck schon wiederbekommen?“ Schmunzelnd mussten wir feststellen, dass sie ebenfalls ohne ihren Koffer mit demselben Flieger auf Island „gestrandet“ war.




Nach dem erstaunlichen Goðafoss fuhren wir weiter nach Akureyri, wo wir erst mal einen Shopping-Stopp einlegten. Damit war unser Tag leider auch schon fast rum, weil wir viel Zeit mit Einkaufen verbracht hatten. Kurz vor 18 Uhr kam uns dann noch ein Geistesblitz: das Vínbúðin – wo es das flüssige Gold auf Erden gibt: Alkohol. In regulären Supermärkten gibt es nämlich auf Island keinen hochprozentigen Alkohol; die Grenze liegt dort bei 2,5 % und beinhaltet zumeist Biermixgetränke. Wir kauften uns ein paar Kleinigkeiten, um den Abend genügsam ausklingen zu lassen.
Der zweite Tag
Der zweite Tag unserer Reise führte uns in nordwestliche Richtung nach Sauðárkrókur. Dieses kleine Fischerdorf ist bekannt für seinen schwarzen Sandstrand namens Borgarsandur und erstreckt sich ca. 4 km lang mit Blick über die Fjorde. Schon bei unserer Ankunft mussten wir feststellen, wie windig es doch an den Küsten werden kann. Hier sind Winde ab 50 km/h aufwärts ein immer wiederkehrender Gegner für deine Autotür. Nach einem Spaziergang am Strand fuhren wir weiter zum Reykjafoss.




Dieser ist sehr zu empfehlen, weil er nicht so touristisch überlaufen ist und gleich nebenan eine heiße Quelle (Fosslaug Thermal Hotsprings) hat. Das war eine schöne Abwechslung zum Wanderalltag. Entlang einiger Klippen gingen wir um den Wasserfall herum, bis wir am Ende zu der besagten heißen Quelle kamen. Nun hieß es schnurstracks Kleidung aus und reinspringen. Die Wassertemperatur ist angenehm zwischen 30 – 40 °C und bietet Platz für etwa sechs bis acht Personen. Zur Mittagszeit waren hier schon einige Menschen, die sich zu uns gesellten. Wer also lieber seine Ruhe allein genießen möchte, sollte entweder abends oder früh am Morgen hierherfahren. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Minuten bis zur Quelle.



Es wurde schon spät, weshalb unser letzter Halt der Bergárfoss werden sollte. Ziemlich weit entfernt mussten wir mit dem Auto parken, weil wir das Flussufer aufgrund der Flut nicht überqueren konnten. Also hieß es, die Wanderschuhe zu schnüren und in die unendlich weite Prärie zu gehen. Der Weg war nicht auf der Karte eingezeichnet, weshalb wir beschlossen, einfach ohne Maps durchzusehen. Entlang des Ackers und des Berges gingen wir den Pfad weiter zum Wasserfall. Aus der Ferne konnten wir ihn schon erkennen, doch leider war die Sonne schon fast untergegangen, und unser Rückweg hätte sich somit nur noch unnötig erschwert – denn wie ihr wisst, gibt es in den ländlichen Gegenden Islands keine Laternen bzw. Lichtverschmutzung. Dadurch ist die Dunkelheit noch dunkler.
Der dritte Tag
Die Sonne ging auf, und mit einem Muskelkater in den Beinen zogen wir uns aus unseren Betten. Der erste Stopp des Tages: ein Bootswrack. Ungefähr zwei Stunden fuhren wir westlich entlang der Fjorde und durch den tobenden Regensturm, der etappenweise über das Land fegte. An einem Feldweg legten wir den Stopp ein, auch wenn man möglicherweise hätte weiterfahren können. Doch dieses Risiko wollten wir nicht eingehen, weil der Weg voller tiefem Schlamm war. Zu Fuß gingen wir vorsichtig auf dem Schlammweg entlang zum Bootswrack, das sich hinter einem kleinen Hügel versteckt hatte. Auf dem Hügel angekommen, konnten wir das Wrack aus der Ferne sehen – nur leider konnten wir aufgrund der Flut nicht dichter ran. Bei Ebbe soll es laut Erfahrungsberichten möglich sein, den Fluss bis zum Wrack zu überqueren.


Stykkisholmur Bootswrack
Der Weg hat sich trotzdem gelohnt, da dieser zu unserem nächsten Ziel angeschlossen hatte: dem Kirkjufellsfoss.
Erneut fuhren wir durch einige Regenstürme. Der Himmel öffnete sich hin und wieder, die Sonnenstrahlen ließen dabei viele Regenbögen entstehen. Beim Kirkjufell angekommen, parkten wir auf dem offiziellen Parkplatz. Was mir direkt auffiel: eine wunderschöne Natur mit einzigartigen Felsformationen. Diese Formationen habe ich im südlichen Teil Islands bisher nirgendwo gesehen. Und das Beste ist: Auch hier gibt es wieder einen kleinen Wasserfall zum Bestaunen.






Wer schonmal hier ist, der findet weiter westlich einen weiteren Wasserfall namens Kerlingarfoss. Er ist nicht so überlaufen und deutlich eindrucksvoller.




Ein besonderes Highlight unserer Reise war die Ytri-Tunga. Es ist ein Steinstrand, der besonders schön zum schimmernden Sonnenuntergang zu genießen ist. Wer hier etwas Glück und gute Augen hat, entdeckt vielleicht einige Seerobben, die im Wasser umherschwimmen oder an den Stränden entspannen. Wenn ihr am Anfang keine Robben seht, dann gebt nicht direkt auf – es braucht etwas Geduld und Ruhe. Wir wollten nämlich auch nicht lange warten – zum Glück konnten wir aber auf unserem Rückweg zum Parkplatz einige „schwimmende Köpfe“ beobachten, die im Wasser auf- und abtauchten. Dadurch war der Besuch zu diesem Strand erst recht eine richtige Entscheidung.



Abends hatten wir das Glück, die Nordlichter gesehen zu haben… naja zumindest ganz leicht schimmernd über dem fast wolkenbedeckten Nachthimmel. Je nach Jahreszeit und Witterungsbedingungen hat dies nämlich Einfluss auf den KP – Index, welcher die Intensität der Nordlichter bestimmt. Das Foto, das dabei entstanden ist, wurde mit dem Nachtmodus meiner Handykamera aufgenommen. Es sieht auf dem Bild deutlich intensiver aus als in Realität. Ich erhoffe mir trotzdem eines Tages, die Nordlichter in ihrer wahren Präsenz zu sehen.


Der vierte Tag
Der vierte und somit letzte Tag unserer Reise brach an. Dieser Tag sollte es besonders in sich haben – was wir jedoch nicht erahnen konnten. Zuallererst ging es für mich wieder zum atemberaubenden Naturspektakel der Geysire. In einem vorherigen Reisebericht habe ich die Geysire bereits erwähnt, und sie waren auch diesmal wieder faszinierend. Leider schoss der Strokkur dieses Mal nicht so sehr in die Höhe wie im letzten Jahr.
Hier einmal eine kurze Erklärung zur Entstehung eines Geysirs: Ein Geysir entsteht, wenn unterirdisches Wasser durch heißes Gestein stark erhitzt wird. Das Wasser steht unter Druck, sodass es über 100 °C heiß werden kann, ohne zu sieden. Wenn der Druck plötzlich nachlässt, verdampft das überhitzte Wasser schlagartig – Dampf und Wasser werden explosionsartig aus dem Schacht geschleudert. Dieser Prozess entsteht beim Strokkur ungefähr alle 5 – 10 Minuten, während er beim großen Geysir äußerst selten vorkommt.




Nach einigen Ausbrüchen hieß es dann für uns weiterzufahren – zum Glymur. Glymur bedeutet im Isländischen so viel wie „Rauschen“ oder „Dröhnen“. Wieso das so ist, erklärt sich gleich von allein. Etwa eine Stunde über Reykjavík entfernt befindet sich ein weiterer Wasserfall, der es ordentlich in sich hatte. Denn der Parkplatz befindet sich unten im Tal, der Wasserfall jedoch ziemlich weit oben auf einem Berg. Für die Wanderung solltest du mindestens drei bis vier Stunden einplanen, wenn du alles gesehen haben willst. Thermounterwäsche und Wanderschuhe angezogen, danach ging es durch das riesige Plateau entlang an Wasserfällen und durch eine kleine Höhle. Am Ende des Wanderweges angekommen, waren wir in einer Sackgasse – links ging es zu steil den Berg hinauf, rechts war das Flussufer mit einer eisigen Strömung und einer Zipline.

Wir überlegten nicht lange… nun hieß es Schuhe ausziehen, Zähne zusammenbeißen und den Fluss überqueren. Ich empfehle dringend, ein Handtuch mitzunehmen, um sich abzutrocknen, denn das würde nicht die letzte Flussüberquerung gewesen sein. Ab diesem Teil ging es nun nur noch bergauf: mal auf Steintreppen, mal auf ebenem Boden, und einmal zogen wir uns an einer Felswand hinauf. Je dichter wir dem Glymur-Wasserfall kamen, desto höher und atemberaubender war der Ausblick auf das Tal – unendliche Weite mit Blick auf das offene Meer. Wir legten immer mal wieder kleinere Pausen ein und fingen an, das markante Rauschen des einst höchsten Wasserfalls Islands wahrzunehmen. Auf dem Weg nach oben fließen auch immer mal wieder kleinere Wasserströmungen in das Tal.



Ich konnte es mir nicht entgehen lassen, meine Flasche mit dem Wasser aufzufüllen. Tatsächlich ist die Wasserqualität sehr rein, wodurch das Wasser in den oberen Teilen des Berges trinkbar ist. Wichtig ist nur, darauf zu achten, dass das Wasser nicht in der Nähe von Viehzuchtanlagen durchgeströmt ist oder stillsteht. Nach ungefähr zwei Stunden sind wir endlich auf die Bergspitze angekommen. Was wir nicht bedacht hatten: den Weg wieder nach unten. Zur Abwechslung nahmen wir die Route auf der anderen Seite. Dafür mussten wir erneut barfuß den eisigen Fluss überqueren. Das war eine ziemliche Mutprobe. Am Ende des Tages waren wir einfach nur froh, wieder im Hostel angekommen zu sein, denn schon am frühen Morgen ging es für uns wieder zum Flughafen in Richtung Heimat.






Island hat mich auch dieses Mal nicht enttäuscht – trotz aller Widrigkeiten und Umstände war es ein großartiges Abenteuer mit meinen Freunden. Wer gerne wandern geht und keine Lust auf Menschen hat, der wird hier definitiv seinen Seelenfrieden finden. Das Land hat noch so viel mehr zu bieten, als meine beiden Berichte überhaupt nur ansatzweise hergeben können – angefangen bei den eisigen Gletschern im Norden, den Papageientauchern bis hin zum Whale Watching und Höhlenexplorationen. Vielleicht konnte ich dich mit diesem Bericht etwas neugierig auf dein mögliches nächstes Reiseziel machen!

